Der neue Rodigtturm ist eröffnet
14 Jahre war das Plateau des Rodigts unbebaut. Diese Zeit ist nun endgültig vorüber: An der Stelle des im Dezember 2006 aus Sicherheitsgründen abgerissenen Turms, steht jetzt ein modernes Bauwerk. Am Samstag wurde der neue Rodigtturm für die Öffentlichkeit freigegeben.
Wahrlich, mit dem historischen Bau hat der neue Turm optisch kaum Gemeinsamkeiten. Der 1884 errichtete Turm zeichnete sich durch eine enge Wendeltreppe aus, während man heute deutlich bequemer über elf Treppenabsätze zur Aussichtsplattform gelangt. Gemeinsam haben beide Türme, dass sie nicht in Nossen gefertigt wurden. Die historische Konstruktion wurde im „Hammer“ in Obergruna hergestellt und dort auch im Sommer 1884 erstmals probeweise aufgebaut, bevor Ende des gleichen Jahres die Errichtung auf dem Rodigt erfolgte. Die Teile für unseren neuen Turm wurden in Wolkenstein von der dort ansässigen Metallbaufirma Schmerbeck hergestellt. Anfang März begann der eigentliche Bau auf dem Rodigt, nachdem bereits im Herbst das Fundament gegossen wurde.
Während der ursprüngliche Turm 1884 noch mit einer Gesamthöhe von 14,6 Metern ausreichte, um einen Blick auf die gesamte Innenstadt zu bieten, kann man heute trotz fast 10 zusätzlicher Meter Höhe weder Schloss noch Markt sehen. Zu hoch sind hierfür mittlerweile die kräftigen Buchen auf dem Rodigt, der 1884 noch viel niedriger bewachsen war. Dafür bietet sich ein wunderbarer Blick in die etwas weitere Umgebung, wie die Radewitzer Höhe, den Steinberg oder das Erzgebirgsvorland. Leider war am Eröffnungstag die Sicht lange etwas eingeschränkt, aber schon am Sonntag soll sich das Wetter deutlich verbessern. Wer einen schönen Blick auf Schloss und Kirche genießen möchte, sei übrigens auf das Areal des ehemaligen Rodigtparks verwiesen. Hier wurden an der Aussicht gleich zwei Parkbänke aufgestellt.
Heute wie damals ist der Turm in ein größeres Netz aus Wanderwegen eingespannt. Die in den vergangenen Jahren teilweise stark heruntergekommenen Wege wurden im Rahmen des Gesamtprojekts hergerichtet und beschildert. Außerdem wurden über das Areal mehrere liebevoll gestaltete Informationstafeln verteilt, die Wissenswertes u. a. über die Geschichte des Turms und des umliegenden Geländes, den Stadtwald oder das Jagdwesen vermitteln. Auf diesen Tafeln lernt man zum Beispiel, dass der neue Turm nicht der zweite auf dem Rodigt ist, sondern bereits der dritte. Schon in den 1870ern wurde eine hölzerne Variante errichtet, die aber aufgrund des Materials schnell verfiel.
Eine wesentliche Gemeinsamkeit verbindet alle drei Türme: Ohne die vorbildliche Einsatzbereitschaft der Bevölkerung wäre es nicht möglich gewesen, sie zu errichten. Den ersten Holzturm baute der Stadtverschönerungsverein sogar noch selber. 1884 trug er dann die notwendigen Mittel für den Neubau zusammen. 135 Jahre später wurden zwar 80 % der Kosten durch EU-Fördergelder im Rahmen des LEADER-Programms finanziert, aber die städtischen Eigenmittel von über 120.000 Euro wurden wiederum durch Spenden abgedeckt. Hiervon zeugen die zahlreichen Plaketten und Tafeln an den Treppenstufen und Podesten. Umso bedauerlicher ist es, dass die heutige Eröffnung ohne die Bürgerinnen und Bürger stattfinden musste. Die öffentliche Einweihung wurde wegen der Corona-Pandemie durch den Bürgermeister abgesagt.
Ganz ohne Festakt ging es dann aber doch nicht. Neben einigen Personen mit Bezug zum Turmbau, waren überraschend auch eine Landtagsabgeordnete und der Landrat geladen. Letzterer konnte aber leider nur seinen 3. Stellvertreter schicken. Diese Veranstaltung wurde vor der für 13 Uhr angekündigten offiziellen Eröffnung des Turms aufgelöst.
Nun ist der Turm aber für alle Interessierten freigegeben. Sollten Sie sich entscheiden, ihm in nächster Zeit einen Besuch abzustatten, bittet die Stadtverwaltung um Einhaltung der aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln.
Die folgende Galerie zeigt einige Impressionen des neugestalteten Areals, den Blick in verschiedene Himmelsrichtungen und natürlich den Turm selbst. Vielen Dank an Herrn Horst Bauer für die Erlaubnis, seine Bilder von 2006 hier zeigen zu dürfen.
Der Ordnung halber ist zu erwähnen, dass die offizielle Eröffnung, welche ursprünglich für 11 Uhr angesetzt war, auf Grund der Corona-Beschränkungen rechtzeitig abgesagt wurde. Sicher auch, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Es ist also nichts „aufgelöst wurden“ 😉.
Lieber Herr Schindler, das ist korrekt. Der Grund für die Absage der öffentlichen Einweihung ist im Text auch so benannt. Der darauf folgende Absatz soll den gestrigen Fernsehbeitrag einordnen. Die dort gezeigte Veranstaltung fand vor der öffentlichen Freigabe statt und wurde daher bis 13 Uhr aufgelöst.
Vielen Dank an die Stadt Nossen, daß der Rodigtturm wieder aufgebaut wurde. Ich bin in Nossen geboren, lebe jetzt in Bayern und werde bei meinem nächsten Besuch in der alten Heimat den Turm besteigen. Mit ihm verbinden mich viele Kindheitserinnerungen.
Ilona Alburg geb. Berszick