ZEITREISE: Blick von der Dresdner Straße zur Kirche

Der Anblick ist noch fast der Gleiche: Am Ende des steilen Wegs am Schlossberg eröffnet sich der Blick auf die evangelische Kirche. Die historische Vergleichsaufnahme ist leider undatiert. Anhand der Abbildung ist auf jeden Fall erkennbar, dass dieses Motiv zwischen den Kriegen fotografiert wurde. Das aktuelle Bild entstand Ende Februar 2020.

In dem Projekt „Zeitreise“ werden historische Ansichten von exakt dem gleichen Standpunkt nachfotografiert, um so den Wandel der Zeit zu dokumentieren. Bewegen Sie den Slider vertikal, um zwischen historischer und aktueller Ansicht zu wechseln.

Die Veränderungen der vielen Jahrzehnte zeigen sich erst auf den zweiten Blick. Am auffälligsten sind die Poller, die früher die Einfahrt zum Schlossberg versperrten. Dafür fehlte vor 90 Jahren noch die Straßenbeleuchtung. Erst auf Höhe des Untermarkts begann damals die Befestigung mit Kopfsteinpflaster. Nach dem Ersten Weltkrieg genügte der simple Ausbauzustand der Dresdner Straße, um das geringe Verkehrsaufkommen zu verkraften. Paradiesische Zustände, könnte man heute meinen, denn mittlerweile ist der Durchgangsverkehr bei Stau am Autobahndreieck immens und belastet trotz vorhandener Umgehungsstraße den Stadtkern.

Die Kirchenfassade erfuhr zwischenzeitlich mehrere Renovierungen, u. a. Mitte der Sechziger Jahre. Ihre heutige Gestalt erhielt die insgesamt dreimal durch Stadtbrände zerstörte Kirche allerdings bereits 1841 mit dem Neubau des Turms. Zwei Veränderungen sind aber trotzdem festzustellen: Zum einen ist auf dem Bild aus den 20ern (oder 30ern) noch einer der alten Seiteneingänge zu erkennen. Hiervon befanden sich zwei auf der Südseite der Kirche. Sie wurden im Laufe der 1930er Jahre zugemauert. Zum anderen ist an der südwestlichen Ecke der Kirche, sprich links im Bild, das Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten zu erkennen, das nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt wurde.

Und zum Abschluss noch ein weiteres Detail: Die Anordnung der Fenster am Giebel der Dresdner Straße 6 wurde in den letzten 90 Jahren augenscheinlich verändert. Auf dem Grundstück wuchs damals offenbar ein recht stattlicher Holunder (?) und versperrte den Blick auf das Möbelhaus (heutige Sparkasse).

 

Rechtlicher Hinweis: Das Bild wurde als Postkarte vom Graphischen Kunstverlag K. W. Lukowski, Leipzig ohne Angaben zum Fotografen veröffentlicht. Das Urheberrecht an der Aufnahme richtet sich nach dem damaligen KUG und ist nach unserer Prüfung abgelaufen. Trotzdem wird darauf hingewiesen, dass die Darstellung hier nur in Kombination mit der aktuellen Aufnahme zu historischen Vergleichszwecken erfolgt. Von einer Weiterverwendung des Postkartenmotivs, jenseits wissenschaftlicher oder künstlerischer Zwecke, wird vorsichtshalber abgeraten.

Christian Bartusch

Christian Bartusch lebt seit seiner Geburt in Nossen. In seiner Freizeit streift er mit Kamera durch unsere Heimat. Seit Dezember 2020 ist er Bürgermeister seiner Heimatstadt.

2 Gedanken zu „ZEITREISE: Blick von der Dresdner Straße zur Kirche

  • 18. April 2020 um 17:01
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    Das ist ja wunderschön,lieber Herr Bartusch. Ich bin Nossenerin und 1983 weggezogen. Meine Mutter,Frau Ilse Hansmann hat noch bis 1992 in Nossen auf der Dresdner Str. 41 gewohnt. Sie war Lehrerin an der Übungsschule des IfL. Ich habe lange im Postamt Nossen gearbeitet. Nossen ist so schön. Ich habe vor kurzer Zeit meine Freundin besucht,die auf der Goldbergstrasse wohnt. Ich freue mich,bald mehr über Nossen zu erfahren. LG aus dem wunderschönen Wangen im Allgäu.

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    • 21. November 2020 um 08:53
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      Hallo Cordula,
      nach langer, langer Zeit mal von Dir zu hören, ist toll. Ich hoffe, Du kannst Dich noch an den Postangestellten in Nossen erinnern und an unsere Jugendfreundschaft. Ich war über 30 Jahre Leiter des Klostermuseums in Jerichow (Sachsen-Anhalt) u. bin jetzt Rentner. Nach Nossen komme ich nur noch selten. Lass mal von Dir hören. Die Zeit in Nossen war doch schön.
      Liebe Grüße
      Rolf

      Antwort

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